Für seine Forschung zu einer seltenen Erkrankung, dem PURA-Syndrom, ist Professor Dierk Niessing mit dem Care-for-Rare Science Award ausgezeichnet worden. Der Leiter des Ulmer Instituts für Pharmazeutische Biotechnologie teilt sich die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung mit Professor Tobias Hirsch, der am Universitätsklinikum Münster zur „Schmetterlingskrankheit“ forscht. Die Verleihung unter der Schirmherrschaft von S.K. Franz Herzog von Bayern fand am Freitag in der Alten Pinakothek in München statt.
Das PURA-Syndrom ist äußerst selten – nur etwa 250 Fälle sind weltweit bekannt – doch die Folgen sind gravierend: Betroffene Kinder leiden an neuronalen Entwicklungsstörungen, epileptischen Anfällen sowie Unregelmäßigkeiten des Skeletts und des Hormonhaushalts. Die Ursachen der erst 2014 beschriebenen Erbkrankheit sind bisher nicht vollständig verstanden und eine Behandlung ist nur sehr eingeschränkt möglich. Um jungen Patientinnen und Patienten zu helfen und letztlich eine wirksame Therapie zu finden, forscht Professor Dierk Niessing zu den Auslösern der seltenen Krankheit. Am Ulmer Institut für Pharmazeutische Biotechnologie sowie am Helmholtz Zentrum München, wo er Arbeitsgruppenleiter ist, geht Niessing den molekularen Ursachen der Erbkrankheit auf den Grund. Dabei kombiniert der Wissenschaftler seine Expertise in Strukturbiologie und Biochemie mit weiteren Disziplinen wie der Stammzellforschung. Zudem pflegen Niessing und sein Team stets den Kontakt mit der Patientenorganisation „PURA Syndrome Foundation“. „Die Auszeichnung bestärkt uns in unserer Forschung und letztlich in dem Ziel, mögliche Therapieformen für junge Patientinnen und Patienten mit dem PURA-Syndrom zu finden“, so Dierk Niessing.
Der ebenfalls mit dem Care-for-Rare Science Award ausgezeichnete Professor Tobias Hirsch aus Münster widmet sich der genetisch bedingten Hautkrankheit Epidermolysis bullosa, die auch als Schmetterlingskrankheit bezeichnet wird. Bei betroffenen Kindern bildet die Haut bereits bei leichten Berührungen Blasen und löst sich ab. Mit einer kombinierten Stammzell- und Gentherapie konnte die Gruppe um Hirsch jedoch 80 Prozent der Hautoberfläche eines jungen Patienten heilen.
Die Care-for-Rare-Foundation bildet mit der Werner Reichenberger Stiftung die Initiative pro.movere – mehr bewegen für München, Bayern und die Welt. pro.movere verleiht den Care-for-Rare Science Award sowie den mit 25 000 Euro dotierte Bayerische Stifterpreis. Der Stifterpreis wurde am Freitag an das Ehepaar Josesphine und Dr. h. c. Hans-Werner Hector vergeben. Die von ihnen gegründeten Hector-Stiftungen unterstützen wissenschaftliche sowie soziale Projekte und fördern junge Talente – vor allem im MINT-Bereich.
Text/Medienkontakt (Uni Ulm): Annika Bingmann